Letztes Update: Sonntag, 23.02.2020
 
Camping-Ausbau

Vom barrierefreien Bus zum barrierefreien Minicamper. 

Am Anfang steht da ein Bus den man selber fahren kann und den man sein Eigen nennen darf. Dann kommt die Feststellung wenn man irgendwo hingefahren ist findet man kein passendes, barrierefreies, Hotelzimmer; Oder es bedarf einer großen Planung. Genau wie alle anderen hier in diesem Forum welche sich schon mal mit dem Umbau auf Camping Gedanken gemacht haben ist der Wunsch nach Freiheit ausschlaggebend. Ich setze nun noch einen drauf und verlange dass die Barrierefreiheit auch in den kleinsten Ausmaßen weiterhin bestehen bleibt. 

Mit diesem Bericht möchte ich euch zeigen dass selbst das machbar ist. 

Vielleicht ist es auch eine Anregung für die eine oder andere Person die in der gleichen Situation wie ich ist dazu aber später mehr. 

Ausgangsmaterial ist ein VW T4 102PS TDI Automatik Baujahr 98 mit kurzem Radstand. 

Dank vorliegender Schwerbehinderung darf ich dieses Fahrzeug trotz allgemein fehlender Umweltplakette weiterhin benutzen da er bereits vor Inkrafttreten der Umweltzonen in meinem Besitz und auf mich angemeldet ist. 

Ich darf ihn jedoch nur selber fahren oder damit befördert werden. Daher die Voraussetzung dass die Barrierefreiheit auch nach dem Umbau auf Camping weiterhin gegeben ist. Selbstständigkeit ist das A und O in meinem Leben. 

Dazu kommt dass, wie bei einigen anderen Menschen auch, die finanziellen Möglichkeiten den Rahmen und die Geschwindigkeit des Umbaus definieren. 

So kam der Entschluss nicht auf Camping mit einem neuen Fahrzeug zu gehen sondern mit dem bestehenden weiter zu arbeiten und dieses weiter zu nutzen. Die Liebe zum eigenen Auto mal ganz außer Acht gelassen. 

Auf das Basismodell VW T4 mit 2,5 Liter Turbodiesel wurde nach dem Erwerb so einiges umgebaut. 

Eine D2W Standheizung mit Motorvorwärmung hat er neben den ganzen anderen Umbauten auch bekommen. Im Winter die Scheiben nicht kratzen müssen, ist echt schön. 

Neben Aufrüstung des Bremskraftverstärkers sowie Nachrüstung eines Zusatzaggregates für Bremse und Servolenkung wurde auch eine seitlich unter dem Fahrzeug angebrachte Hebebühne nachgerüstet. Die 2er Sitzbank aus der Mitte war von diesem Zeitpunkt an überflüssig. Die dritte Bank ist erhalten geblieben und wird auch weiterhin genutzt. Das Aggregat für die Hebebühne hat den beim T4 nicht allzu großen Kofferraum noch etwas verkleinert. Es fand bei der Montage hinten rechts vor dem Klima Steuerkasten Platz. Die Steuerelektronik für elektrische Schiebetür und Funkfernbedienung für Hebebühne und Schiebetür sowie ZVR Ansteuerung wurden unter dem Beifahrersitz verstaut. Das Fahrzeug bekam auch direkt eine stärkere Lichtmaschine und eine Zusatzbatterie spendiert. Leider ist die Verdrahtung heute so dass ich keine elektrische Trennung zwischen Fahrgast- und Fahrer-Raum herbeiführen kann. Es befindet sich ein Trennrelais im Motorraum welches dafür sorgt dass die Batterie unter dem Beifahrersitz immer zuerst aufgeladen und die Zusatz Elektrik immer aus der zweiten Batterie gespeist wird. In diesem Fall eine zweckmäßige Aufteilung damit der Ein- und Ausstieg mit der Hebebühne immer gewährleistet werden kann. 

Der Fahrersitz befindet sich auf einem Schlitten wodurch der Sitz elektrisch nach hinten gefahren werden und dann um 90 Grad gedreht werden kann. So ist ein seitlicher Transfer auf den Rollstuhl möglich. Der Rollstuhl selbst wird durch ein Gurtsystem gesichert. Der Rollstuhl steht praktisch vor dem eingeklappten Tisch des Multivan. 

Für ein bisschen Spaß habe ich eine Musikanlage verbaut mit einem original 3 Wege Pioneer System vorne angesprochen durch eine Mac attack Endstufe. Passend dazu im Kofferraum eine 38 cm Infinity Kappa Bass-Rolle. Für den hinteren Bereich habe ich schon so einiges gebaut und ausprobiert; angefangen mit einem Soundboard auf der Hutablage bis jetzt unter der Sitzbank befindlichen Lautsprecherboxen. Die Schwierigkeit für guten Sound sind nicht die tiefen Frequenzen sondern die hohen. Es gilt auch die hohen Frequenzen aus dem Fahrgastraum nach vorne zu Fahrer und Beifahrer zu katapultieren. Dafür braucht es schon vernünftige hochtonhörner -eine einfache Kalotte reicht dort nicht. Da ich den Caravelle als Ausstattung habe sind auch in den Seitenverkleidungsteilen keine Anpassungen für Lautsprecher vorgesehen. 

Als erster Schritt zum Umbau als Camper  wurde der Bully im Fahrgastraum komplett mit Dämmwolle in Gefrierbeuteln ausgestopft.Offene Seitenwand mit Dämmung In dem VW T4-Forum gibt es einige Threads zu der Vorgehensweise daher spare ich mir hier die genaue Erläuterung. Zusätzlich dazu wurde in Schiebetür sowie auf der gegenüberliegenden Seite Alubutyl in die Karosse geklebt. Nach wieder zusammenbauen ist das Fahrzeug schon erheblich leiser geworden. Im hinteren Fahrgast Bereich von der dritten Bank bis hin zur Heckklappe wurde dann unter anderem mit der freundlichen Hilfe von zwei Kollegen aus dem VW T4-Forum weiter gedämmt. Und schon ist das Fahrzeug wesentlich wärmer und ruhiger. Wo ich schon mal dabei war habe ich auch gleich das mittlere Verkleidungsteil durch selbiges vom Multivan inklusive Tisch ersetzt. Es passt in den caravelle T4, ja aber schön ist anders da der Übergang zu dritten Sitzbank und deren seitlich befindlicher Verkleidung nicht sauber ist. Hier ist die Ausgestaltung des Plastiks etwas abweichend. Es stört aber nicht bei einem fast 20 Jahre alten Auto da gibt es definitiv schlimmeres. 

Die Nacht will man ja auch irgendwo verbringen und so musste also auch eine Schlafgelegenheit her. Vorgabe ist die Dreiersitzbank muss bleiben damit der Hund auch einen Platz zum Sitzen oder Liegen hat oder wenn mal weitere Personen mitgenommen werden sollen. Die 3er Sitzbank aus dem Multivan kommt wegen der sehr geringen Höhe beim Schlafen für mich nicht in Frage. Bei anfänglichen Überlegungen und Proben ist mir aufgefallen dass die Rückseite der umgeklappten Rückenlehne die identische Höhe wie die Hutablage hat.Blick über die Bank nach Hinten raus Schon war der Plan geboren.Die Hutablage musste im gesamten verstärkt und begradigt werden. Das habe ich mit einem Gemisch aus Epoxidharz mit Baumwollflocken erledigt

Danach wurde die neue entstandene Oberfläche mit Stoff bezogen. Dieser wurde verklebt und an der Unterseite getackert.

 

 




Die Kopfstützen werden entnommen und für die verbleibenden Löcher in der Rückenlehne habe ich Halterungen aus Aluminium Vollmaterial Stangen welche gefarst und gekerbt wurden damit sie in der original Halterung der Kopfstützen Platz finden. So entsteht eine Art Schiene.Das Bett mit GestellHierauf wurden dann die zur Vergrößerung der Liegefläche notwendigen Bretter befestigt. Diese Bretter haben eine Stärke von 21 mm und bestehen aus Schichtholz was unter Hochdruck gepresst wird und daher äußerst stabil bei mittelmäßigen Gewicht bleibt. Um den freien Bereich abzustützen habe ich mir ein faltbares System aus vier Füßen und Querträgern über die komplette Breite der Liegefläche einfallen lassen.

Im nicht gebrauchten Zustand findet das ganze in dem Keil zwischen Rückenlehne und Hutablage Platz. Die hinzugekaufte Matratze findet dahinter bis zur Heckscheibe Platz. Im Endeffekt ist die Liegefläche mit 2.15m etwas länger als die Matratze mit 185cm. Das hat aber den Sinn dass ein Transfer ohne Höhenunterschied von dem Fahrersitz auf die Liegefläche möglich ist. 

 

Selbstverständlich kann ich das nicht alleine aufbauen und benötige beim Aufbau des Bettes Hilfe jedoch ist die Liegefläche wie ihr alle wisst, mit 1,65m  breit genug für zwei Personen. 

 

Die Gegenstände welche Verkehrsrechtlich stets mitgeführt werden müssen und gewöhnlich einfach so im Kofferraum liegen finden nun in einer Kiste platz die ich von unten an der Hutablage montiert habe. So ist der Freiraum zwischen Hydraulik und Hutablage auch noch sinnvoll genutzt.

In den nächsten, kleineren, Projekten habe ich auf der Beifahrerseite eine Kederleiste anbringen lassen und mir die in diesem Forum angepriesenen Windabweiser installiert. 

 


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